Gesundheitsthemen

Nase dicht und keiner findet was?

Liebe Patienten, liebe Patientinnen,

über dieses häufige im Titel genannte Phänomen möchte ich heute berichten.

Mit „keiner findet was“ meine ich den fehlenden Nachweis bzw. die fehlende Ursache für eine Blockade der Nasenatmung, d.h. es findet sich weder eine akute Infektion („Erkältungsschnupfen“) noch eine chronische Infektion (z.B. Nasenpolypen), noch anatomische Deformitäten (z. B. Nasenscheidewandverkrümmung) noch eine Allergie (Heuschnupfen, Hausstaubmilbenallergie, Schimmelpilzallergie etc.).

Das im November 2019 erschiene Cochrane review „Intranasal corticosteroids for non-allergic rhinitis“(1), zu Deutsch eine große Übersichtarbeit (mehrere Studien umfassend) mit dem Titel „ Kortisonnasenspray bei nicht- allergischem Schnupfen“ wies nur einen geringen Evidenznachweis (Wirksamkeitsnachweis) auf, die daraus resultierenden Empfehlungen waren zurückhaltend.

In Ermangelung alternativer Therapien aus rein schulmedizinischer Sicht empfehlen derzeit vielen nationale und internationale Leitlinien die Anwendung von Kortisonnasenspray, wenn die Nase ohne erkennbare Ursache dicht ist.

Wenn Kortisonnasensprays der sogenannten 2. Generation wie beispielsweise Fluticason und Mometason zur Anwendung kommen, so ist das Vorgehen insoweit vertretbar, als dass sie nur zu einem geringen Teil in den Körper gelangen, womit das Risiko von Kortison-Nebenwirkungen reduziert ist. Jedoch sind bei der dauerhaften Gabe von Kortisonnasensprays eine Austrocknung mit Nasenbluten eine häufige örtliche Nebenwirkung- und: Wer will sich eigentlich lebenslang Kortison in die Nase sprühen?

 

Ich bin der Meinung: Das muss nicht sein.

Eine interessante Alternative bietet hier die Akupunktur. Eine kleine einfach verblindete Studie aus Dresden hat den Erfolg gezeigt(2). 40 betroffene Patienten erhielten entweder 12 echte Akupunkturen (Verumgruppe) oder eine Scheinbehandlung (Placebogruppe). Das Befinden wurde mittels Fragebogen erfasst. In der Verumgruppe reduzierten sich die Beschwerde-Werte durchschnittlich um 0,89 Punkte, während sie unter Scheinbehandlung gleichblieben. Alles > 0,5 Punkte deutete auf eine klinisch bedeutsame Verbesserung hin(2). Wenngleich die Fallzahl für eine bessere Aussagekraft ruhig höher hätte sein können, zumal das hier besprochene Krankheitsbild bei bis zu 33% der Bevölkerung vorkommt, kann ich sagen, dass meine klinischen Erfahrungen recht positiv sind und sich mit den Studiendaten decken.

Wie auch die Forscher der o.g. Studie konstatierten, ist jedoch im Durchschnitt eine längerfristige Therapie notwendig: 12 Sitzungen waren für einen klinisch relevanten Effekt notwendig.

FAZIT: Die Akupunkturbehandlung kann eine gute Alternative zur Kortisongabe bei nicht- allergisch- nicht infektiösem Schnupfen sein.

Quellenangaben

1. Segboer C, Gevorgyan A, Avdeeva K, Chusakul S, Kanjanaumporn J, Aeumjaturapat S,Reeskamp LF, Snidvongs K, Fokkens W (2019): Intranasal corticosteroids for non-allergic rhinitis. Cochrane Database Syst Rev 2019 (11)
2. 13. Deutscher Allergiekongress

* Es sind stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gleichermaßen gemeint; aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.

 

Volkskrankheit Schwindel

Dieser Artikel richtet sich an all diejenigen Patienten*, die  

  • sich einen Überblick über das Symptom Schwindel und seine verschiedenen Ursachen machen wollen und/oder
  • unter unklarem Schwindel leiden und sich über mögliche Erkläransätze informieren möchten (Achtung: Dieser Artikel ersetzt keinen Arztbesuch!)
  • sich über verschiedene Therapieoptionen informieren möchten

Nach Kopfschmerzen ist Schwindel der häufigste Grund für einen Arztbesuch; vor allem ältere Menschen sind betroffen (zu deren besonderer Gefährdung später mehr).

 

Wie entsteht Schwindel?

Dazu muss man wissen, dass drei sensorische Systeme übereinstimmende Informationen liefern müssen, damit Schwindelfreiheit besteht: das visuelle System (Augen) , das vestibuläre System (Innenohr), das somatosensorische System (die Tiefensensorik mit den Tiefenmessfühlern  der kleinen Gelenke und Muskelspindeln) Schwindel entsteht nun, wenn die Information auch nur eines (oder mehrerer) der o.g. sensorischen Systeme abweicht. Man spricht von einem Mismatch.

 

Innenohrbedingter Schwindel (peripher vestibulärer Schwindel)

Informationsabweichungen vonseiten des Innenohrs sind oft am deutlichsten für die Patienten spürbar, die Symptome entsprechend heftig (Drehschwindel) und die Diagnosenstellung vor allem für den HNO- Arzt recht einfach. 

Beispiele sind ein gutartiger Lagerungsschwindel und/oder ein Ausfall eines der Gleichgewichtsorgane (Neuropathia vestibularis).

Ein Repositionsmanöver im ersten Beispiel bzw. akut verabreichte Medikamente im zweiten Beispiel sind hier Mittel der Wahl. Im zweiten Beispiel lässt sich die Störung auch durch eine Messung der Untererregbarkeit  eines der Gleichgewichtsorgane messen und damit klar objektivieren.

 

Somatosensorischer Schwindel

Gibt es hingegen Störungen im somatosensorischen System und der Tiefenwahrnehmung (Propriozeption), dann muss der Arzt „zwischen den Zeilen lesen“.

Objektive Messwerte wie etwa Nystagmen (unwillkürliche Augenbewegungen, die reflexhaft  bei „Ohren-Schwindel“ infolge der Verschaltung Ohr zu Auge auftreten) oder die messtechnische Feststellung der Untererregbarkeit eines der Gleichgewichtsorgane in der kalorischen Vestibularisprüfung (Warm-/Kaltwasser- Spülung der Gehörgänge) fehlen dann.

Hierzu muss man wissen, dass Körperhaltung und Gleichgewicht des Menschen maßgeblich vom Nacken über die Propriozeptoren (Tiefenmessfühler) gesteuert werden, die in den Kopfgelenken und den tiefen Nackenmuskeln in 100-fach höherer Dichte als in anderen Gelenken vorhanden sind. (1)

* Es sind stets Personen männlichen und weiblichen Geschlechts gleichermaßen gemeint; aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.
 

Oftmals bestehen im Übergang zwischen Hals und Kopf im Bereich der kleinen Wirbelgelenke und der kurzen Nackenmuskeln oft eine Fehlfunktion und Dysbalance (Ungleichgewicht) (2,3,4). Diese äußern sich in Muskelhartspann, Druckschmerzen und Bewegungsstörungen. Dieser Zustand wird via afferenter (zuführender) Nervenbahnen in den Hirnnervenkerne des Hirnstamms geleitet:

Unter anderem befindet sich dort auch das Kerngebiet des Hör- und Gleichgewichtsnervs, was eine Schwindelwahrnehmung erklärt. 

Der Schwindelcharakter ist oft gänzlich anders, da nun eine funktionelle Störung der Tiefensensibilität gemessen wird (und nicht die Dreh-Empfindung einer „wie aus dem Gleichgewicht geratenen Waagschale“ wie beim Innenohrschwindel.)

Die Pat. klagen eher über einen diffusen Schwankschwindel, Gangunsicherheit und Benommenheit. Man spricht hier von einem zervikogenen (von der Halswirbelsäule kommenden) Schwindel (Rezeptorenschwindel). (5)

Obwohl der zervikogene Schwindel umstritten ist, kann dieser in der Praxis nachgewiesen und behandelt werden. Entscheidend ist aber, dass andere Ursachen ausgeschlossen werden, die Ursache in der Halswirbelsäule eindeutig nachgewiesen oder der Schwindel reduziert werden kann (6).

Auslösend sind Lagewechsel, Kopfbewegungen (nach oben schauen, nach unten schauen) oder zum Beispiel Bücken. Diese Schwindelform ist oft weniger akut, dafür aber ist der Leidensdruck oft hoch, bedingt durch das lange Anhalten der Schwindelsymptomatik (chronischer Verlauf).

 

Therapieoptionen des zervikogenen Schwindels

Zunächst gilt auch hier wie sonst im Leben: wer rastet, der rostet. D.h. wichtig sind regelmäßige Bewegung zur Kräftigung der Muskulatur und Training der Koordination. Spezielle auf den Schwindel zugeschnittene Übungen ergänzen das Bewegungsprogramm. Physiotherapie kann ebenso zur vestibulären Rehabilitation beitragen.

Eine bewährte Behandlung bietet die Akupunktur **, hier speziell unter Hinzuhilfenahme der Mikroakupunktsysteme Ohr und Mund.

 

Was sind Mikroakupunktsysteme (MAPS)?

Es handelt sich um Körperareale, auf denen sich der ganze Organismus auf kleinster Fläche in Form reaktiver Punkte mit festem Bezug zur Körpertopographie und Körperfunktion repräsentiert(7). 

Ohrakupunktur**: Auf dem HNO- Weltkongress in Budapest 1981 präsentierten die HNO- Ärzte R. und D. Pildner v. Steinburg eine Studie mit 100 Patienten mit dem Titel „Die zentrale vestibuläre Dysfunktion“. Die zu behandelnden Punkte liegen auf einer speziellen Linie („von Steinburg´sche Schwindellinie“). Fazit: Von den 100 auf dieser Art behandelten Patienten waren 74% bereits nach drei Sitzungen völlig beschwerdefrei( publiziert in „HNO heute“, Band3, 1982).

Diese Erfahrung kann ich, wie auch viele praktische tätige ärztliche Kollegen, bestätigen.(8)

Hinzugenommen werden die jedem Akupunkteur bekannten Anthelixpunkte nahe der postantitragalen Furche, um die HWS- Strukturen zu behandeln.

** große Doppelblindstudien zur Akupunktur, insbesondere die Indikation Schwindel betreffend, fehlen noch (fehlende externe Evidenz). Die klinischen Erfahrungen (interne Evidenz) sind hingegen gut.

Mundakupunktur**: zunächst sei anzumerken, dass sich infolge der Aspirationsgefahr  Nadeln hier verbieten; der Nadelreiz wird quasi imitiert durch die schmerzlose (!) Injektion von schwachprozentigem Lokalanästhetikum in die Schleimhaut (intramukosal), anschließend wird die Quaddel einmassiert. Dr. med. Gleditsch, HNO- und Zahnarzt, Ehrenpräsident der deutschen Gesellschaft für Akupunktur, hat sich um diese Methode besonders verdient gemacht. Der Autor dieses Artikels kam  in den Genuss, Meisterkurse bei ihm zu besuchen.

Die Resultate der Mundakupunktur können sich wirklich sehen lassen; die Mundakupunktur vermag vor allem die tiefe kurze HWS- Muskulatur (das „tiefe Nackenrezeptorenfeld“) funktionell zu erreichen und zu entspannen (Retromolargebiet unten). Liegt zusätzlich noch eine durch nächtliches Zähnepressen und Zähneknirschen bedingte craniomandibuläre Dysfunktion(CMD) vor, so lässt sich die verspannte innere Kaumuskulatur vortrefflich lösen, indem die Schleimhautpunkte in Projektion auf den aufsteigenden Unterkiefers gequaddelt werden.

Ziel ist es insgesamt, die krankhaften Reflexbögen von der Halsnackenregion zu den Hirnnervenkernen zu beseitigen.

 

Multimodaler (multifaktorieller) Schwindel „Altersschwindel"

Diese Art des Schwindels, früher uncharmanterweise als Altersschwindel bezeichnet, nimmt seinen Ursprung in verschiedenen Störungen:
es kommt zu einer neuronalen Degenerationen (Rückbildung und Verfall von Nervenzellnetzwerken) im vestibulären System( Innenohr, Gleichgewichtsnerv, Hirnstammnervenkerne!).

somatosensorischen System (propriozeptiven System, vor allem der HWS!)nachlassender Visus (d.h. visuelles System ist betroffen, vgl. Einleitung s.o.)nachlassende Anpassungsfähigkeit im Herz- Kreislauf- System (d.h. internistischer Schwindel).

Die Probleme liegen nun auf der Hand: Die einzelnen Störungen addieren sich in ihrer Wirkung und führen zu Verunsicherung und Angst der Senioren. Eventuell hat sich das mit Schwindel einhergehende erhöhte Sturzrisiko bereits materialisiert, was die Angst zum Beispiel vor einem erneuten Sturz schürt.

Ein Teufelskreis entsteht

 

Volkskrankheit Kopfschmerzen 

Eine der häufigsten Gründe für Arztkonsultationen sind Kopfschmerzen. 71% der Deutschen geben an, im Laufe ihres Lebens an Kopfschmerzen zu leiden. (1) Literatur: Schmerzklinik Kiel, Weltkopfschmerztag 2020- Kopfschmerzen und Migräne: Fakten

Patientinnen und Patienten, die sich  

  • über das Leiden Kopfschmerzen informieren möchten und/oder 
  • zusätzlich zu einer möglicherweise schon bestehenden fachärztlichen Behandlung, zum Beispiel bei einem Neurologen, noch zusätzliche Therapieoptionen erfahren möchten oder 
  • eine ausschließlich medikamentenfreie und nebenwirkungsfreie Therapiealternative aufgezeigt bekommen möchten.

Sie finden unter diesem Link weitere Informationen.